János Buck Fotografie & Video
Cassandra-info
Empathizing with Cassandra
Wie funktionieren Verschwörungstheorien, was macht sie für manche Menschen so attraktiv und wie fühlt es sich an Unglaubliches zu "wissen" ? Empathizing with Cassandra geht diesen Fragen nach, reflektiert die Bildwelt verschiedener Theorien und sucht in den Tiefen des Kaninchenbaus. Es gilt: Wahr ist was man glaubt.
Abschlussarbeit MA Photography Studies & Practice
Folkwang UdK Essen
2019
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Die Figur der tragischen Heldin Kassandra aus der griechischen Mythologie personifiziert das ewige Dilemma des Menschen: die stetige Suche nach dem utopischen Konstrukt der einen Wahrheit und das Wissen um deren absolute Unerreichbarkeit. Vom zurückgewiesenen Gott Apollon verflucht, bleiben Kassandras warnende Weissagungen auf ewig ungehört. Mit seiner mehrteiligen Arbeit Empathizing with Cassandra geht János Buck der Frage nach, wie sich Wissen und scheinbare Wahrheit über die Produktion und Rezeption medialer Abbilder einerseits generieren, andererseits kritisch hinterfragen lassen. Die mehrteilige Serie besteht aus der Präsentation von eigenen Fotografien, Dokumenten oder auch Screenshots von Youtube-Videos. Dabei folgen die Materialitäten und Bildästhetiken der einzelnen Werkteile keiner einheitlichen Form, sondern erschaffen in ihrer dialogischen Gegenüberstellung vielmehr ein dynamisches Bild einer Kartografie von Verweisen auf unterschiedliche gesellschaftliche Konstrukte von Wahrheit. Der in dieser Ausstellung gezeigte Auszug besteht dabei vor allem aus Found Footage-Material sowie eigenen Fotografien, wobei ersteres primär aus fotografischen Aufnahmen der von Flugzeugen hinterlassenen charakteristischen Kondensstreifen am Himmel besteht. Dies mag vor allem Assoziationen an Theorien wie die der Chemtrail-Bewegung hervorrufen. Jenes Material ergänzend sind Fotografien Bucks zu sehen, in welche sich der Fotograf mal durch ein Selbstporträt mit Alumaske, mal durch das Einbringen seiner Hand vor allem auch körperlich in seine Arbeiten einschreibt. So verweist er auf die rein subjektive Auseinandersetzung mit den von ihm herangezogenen Themenfeldern.
Durch immer komplexere weltpolitische Entwicklungen und Veränderungen, die in ihrer Gesamtheit schwer zu fassen und schier unmöglich zu verstehen scheinen (mögen), finden in einer postfaktischen Gegenwart vor allem Populismus und Verschwörungstheorien einen gesteigerten Zulauf. Der Begriff Verschwörungstheorie steht dabei für den Versuch, ein Ereignis, verschiedene Zustände oder unterschiedliche Entwicklungen von gesellschaftspolitischer Relevanz durch das gemeinsame konspirative Wirken mehrerer Personen respektive gesellschaftlicher Gruppen zu erklären. Diese mögen in der Tradition einer Theorie kognitiver Verzerrung wie der confirmation bias von Peter Wason für viele Menschen die Verlockung einer mehr oder weniger einfachen Erklärung für jene Komplexität bieten. Die fotografische Auseinandersetzung Bucks ermöglicht gleichzeitig den Rezipierenden, die Rolle von Bildern und dem der Fotografie zueignen Anspruch an Indexikalität bei der Produktion jener Wahrheiten zu hinterfragen.
Mira Naß
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